Seit der Stadtgründung vor über 1.000 Jahren wird in Brakel Recht gesprochen. Durch die Einführung der Verwaltung- und Justizorganisation Preußens in der Provinz Westfalen wurde in der damaligen Kreisstadt Brakel um 1815 ein Königlich-Preußisches Land- und Stadtgericht eingerichtet. Besetzt war das Gericht anfänglich nur mit 1 Richter und 1 Assessor. Gerichtstage fanden außerdem in Driburg statt.

1849 wurde im Rahmen der Änderungen der Gerichtsverfassung in Brakel eine Kreisgerichtskommission gebildet, die dem Kreisgericht in Höxter unterstand. Auf Grund der Gerichtsverfassung von 1877 erhielt auch Brakel zum 01.10.1879 ein eigenes Amtsgericht.

Die Verordnung über die Bildung der Amtsgerichtsbezirke vom 05.07.1879 wies dem Amtsgericht Brakel aus dem ehemaligen Amt Brakel den Stadtbezirk Brakel, die Gemeindebezirke Beller, Erkeln, Hembsen, Istrup, Rheder, Riesel, Schmechten und den Gutsbezirk Hinnenburg zu. Außerdem aus dem damaligen Amt Driburg den Stadtbezirk Driburg und den Gemeindebezirk Herste.

Bisherige Gerichtsgebäude

Ab 1823 bis 1963 war das Gericht im historischen Rathaus der Stadt Brakel untergebracht. Das Obergeschoss des Rathauses war seinerzeit durch die Stadt eigens für die Zwecke des Gerichts hergerichtet worden. Als die Stadt - aus Gründen des Eigenbedarfs - auf die Räume des Amtsgerichts im Rathaus zurückgreifen musste, überließ sie dem Gericht im Jahre 1963 unentgeltlich das Gebäude der ehemaligen Kreisberufsschule an der Nieheimer Straße 11.

In späteren Jahren ergaben sich jedoch durch stetige Ausweitungen des Zuständigkeitsbereichs des Amtsgerichts Brakel räumliche Zwänge, die einen Neubau für das Amtsgericht notwendig machten.

Zunächst vergrößerte sich der Bezirk aufgrund der Gebietsreform ab 1. Januar 1970 um die Gemeinden Erpentrup und Langeland (zuvor Amtsgericht Steinheim). Im Zuge der kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen wurden ab dem 01.01.1975 durch das sogenannte Sauerland/Paderborn-Gesetz aus dem Bezirk des Amtsgerichts Warburg mehrere Orte dem Amtsgericht Brakel zugeschlagen. Aus dem damaligen Amt Dringenberg-Gehrden erfolgte eine Angliederung der vormals selbständigen Gemeinden Dringenberg, Kühlsen und Neuenheerse an die Stadt Bad Driburg sowie der Gemeinden Auenhausen, Frohnhausen, Gehrden, Hampenhausen und Siddessen an die Stadt Brakel.

Der Unterbringungsengpass war auch durch die Übertragung der Zuständigkeit in Familiensachen vom Landgericht auf die Amtsgerichte und die damit verbundene Einrichtung des zentralen Familiengerichts in Brakel zum 1. Juli 1977 entstanden. Außerdem kam zum 1. Januar 1979 die Übernahme des aufgelösten Amtsgerichts Steinheim hinzu.

Es mussten weitere Räumlichkeiten bereitgestellt werden. Das leer stehende Wohngebäude „Am Teich 2“ wurde angemietet und als Nebenstelle eingerichtet.

Brakel erhält ein neues Amtsgerichtsgebäude

Am 20.12.1979 erwarb die Justiz das Neubaugrundstück Nieheimer Straße 17. Durch Haushaltsengpässe des Landes verzögerte sich der Neubau jedoch. Mitte 1984 konnte dem damaligen Staatshochbauamt Detmold der Planungsauftrag erteilt werden.

Die Grundsteinlegung durch den damaligen Justizminister Dr. Rolf Krumsiek erfolgte am 20.10.1986, das Richtfest am 24.06.1987 und die feierliche Einweihung des heutigen Amtsgerichtsgebäudes konnte am 03.10.1988 vorgenommen werden.

Die baulichen und räumlichen Unzulänglichkeiten hatten ein Ende und das Amtsgericht Brakel verfügt seither über ein sehr ansprechendes Gebäude, dass in der Innenraumgestaltung vornehmlich geprägt wird durch den Wechsel weißer Wand- und Deckenflächen mit Ausbauteilen aus hellem Holz. Die äußeren räumlichen Merkmale werden bestimmt durch in Höhe und Tiefe gestaffelte Gebäudekonturen, im Material durch Wandscheiben und Pfeilervorlagen aus rotbraunen Klinkern und Dachaufbauten aus Zinkblech.

Das ehemalige Amtsgerichtsgebäude Nieheimer Straße 11 wird seither als Mehrzweckgebäude mit Wohnungen, einer Arztpraxis und Praxis für Physiotherapie genutzt. Es ist inzwischen auch Domizil der Bewährungshilfe Brakel, die für die 3 Amtsgerichte in Brakel, Höxter und Warburg zuständig ist.

Moderne Zeiten

Im Zuge der Modernisierung der Landesjustizverwaltung in Nordrhein-Westfalen ist auch das Amtsgericht Brakel mit einer modernen und vernetzen Informationstechnik ausgestattet worden. Die baulich-technischen Vorbereitungen für die Vernetzung wurden am 10.07.1998 abgeschlossen. Zuvor bestanden bereits seit 1993 einige Einzelplatzlösungen in verschiedenen Fachbereichen. Die erste komplette Vollausstattung mit Computern für alle Bediensteten erfolgte im Jahre 1999.

Seit dem 21.12.2010 steht nach entsprechender Freigabe durch das Justizministerium ein eigener Internetauftritt des Amtsgerichts Brakel der Öffentlichkeit zur Verfügung. Dieser hatte nach einem ersten sogenannten Relaunch nach einer grundlegenden Überarbeitung seit dem Sommer 2014 ein neues Erscheinungsbild erhalten. Nach einem weiteren Relaunch startete die Internetpräsenz am 03.01.2018 in einem neuen Design um eine nutzerfreundliche Darstellung auf mobilen Endgeräten zu gewährleisten.

Im Mai 2022 wurde in einem ersten Abschnitt die elektronische Akte im Bereich der Zivilprozesse auch bei dem Amtsgericht Brakel eingeführt. Weitere Fachbereiche werden in den folgenden Jahren bis 2025 sukzessive folgen. 

Sicherheitsschleuse

Im Jahr 2005 wurde auf Grund mehrfacher Vorfälle in Justizgebäuden in der Vergangenheit in Umsetzung des Sicherheitskonzepts des Justizministeriums zur Sicherheit der Bediensteten und des rechtsuchenden Publikums eine Sicherheitsschleuse im Eingangsbereich des Amtsgerichts installiert. Besucher und deren mitgeführte Gegenstände (Taschen, Aktenkoffer usw.) werden beim Betreten des Gebäudes einer Zugangskontrolle unterzogen.

Aktuelle Daten und Zahlen

Der heutige räumliche Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts Brakel umfasst die Städte Bad Driburg, Brakel, Nieheim und Steinheim mit ihren jeweiligen Ortsteilen. Bezogen auf die Zahl der Einwohner (Gerichtseingesessene) ist das Amtsgericht Brakel mit derzeit rund 54.000 Einwohnern das größte der drei Amtsgerichte im Kreis Höxter.

Beim Amtsgericht Brakel sind in den einzelnen Berufsgruppen folgende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, wovon etwa ein Drittel teilzeitbeschäftigt ist (Stand Januar 2023):

  • 5 Richterinnen und Richter

  • 7 Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger

  • 8 Justizfachwirtinnen und Justizfachwirte

  • 8 Justizangestellte / Justizfachangestellte

  • 2 Gerichtsvollzieherinnen und Gerichtsvollzieher

  • 5 Rechtspflegeranwärterinnen und Rechtspflegeranwärter

  • 2 Justizsekretäranwärter

  • 2 Auszubildende zu Justizfachangestellten

  • 3 Justizwachtmeister

  • 1 Mitarbeiterin des Reinigungsdienstes

Hinweise und Erläuterungen zu den vielfältigen Tätigkeitsfeldern des Amtsgerichts Brakel finden Sie in den Ausführungen zu den einzelnen Fachabteilungen.